Die Macht des Kontextes: Sprache(n) und Kommunikation

20. bis 21. Juni 2019 an der Universität Greifswald


Liebe Vortragende, liebe Teilnehmerinnen und Teilnehmer, liebe Gäste,
wir freuen uns sehr, Sie anlässlich unserer Tagung zur Macht des Kontextes auf unserem neuen Campus begrüßen zu dürfen!
Hintergrund der Tagung und Motivation für uns war die Beobachtung, dass „der Kontext“ für viele Kolleginnen und Kollegen aus unterschiedlichen Fächern eine zentrale Größe in ihren jeweiligen Forschungen ist. In Gesprächen mit verschiedenen Fachvertreterinnen und Fachvertretern haben wir oft gehört, dass auch ein interdisziplinärer Austausch wünschenswert sei. Lassen Sie uns an diesen beiden Tagen versuchen, in diese spannende Thematik weiter einzutauchen!

Leitfragen der Tagung sind:

  • Inwiefern ergänzen sich die verschiedenen Ansätze?
  • Inwiefern können die unterschiedlichen Fächer voneinander lernen?
  • Gibt es „Leerstellen“, die im fachübergreifenden Austausch gefüllt werden können?

Erste Antworten auf diese Fragen geben die „Greifswalder Thesen“. Sie sind dadurch entstanden, dass uns alle Vortragenden die Kernbotschaften ihrer Vorträge vorab zugeschickt haben; die Übersicht aller Thesen finden Sie unten bzw. im Programmheft (S. 21-22).
Die Beiträge sowie die „Greifswalder Thesen“ werden in einem Sammelband publiziert.
Wir freuen uns auf anregende Vorträge und lebhafte Diskussionen! Ein herzlicher Dank gilt all unseren Unterstützerinnen und Unterstützern!

"Greifswalder Thesen"
  • PD Dr. Birte Arendt
    Jede Äußerung im Gespräch ist kontextgebunden und kontextschaffend gleichermaßen.
  • Prof. Dr. Klaus Beck
    Digitale Plattformen erzeugen neuartige Kontexte der gesellschaftlichen Kommunikation: Die institutionellen Medienkontexte gemeinwohlorientierter journalistischer Texte werden in Frage gestellt; gesellschaftliche Kommunikation wird der Produktion eines „Schattentextes“ (Zuboff 2019) von Datenströmen untergeordnet.
  • Prof. Dr. Bernhard Brehmer
    Kontextfaktoren spielen die entscheidende Rolle für den Erhalt und den Erwerb einer Herkunftssprache (generell für den Spracherwerb?), wobei weniger soziodemografische oder institutionelle Kontextfaktoren (z. B. Alterseffekte, Besuch eines herkunftssprachlichen Unterrichts) als vielmehr Fragen der individuellen Spracheinstellungen maßgebend für den Erhalt der Herkunftssprache sind.
  • Jun.-Prof. Dr. Roman Dubasevych
    Die politische Öffnung nach 1989 bzw. 1991 war in der Rückschau nur der erste Schritt zum Transfer von Texten und Ideen, dessen Abhängigkeit und Verformungen durch die jeweiligen kulturellen Kontexte erst jetzt begreifbar werden.
  • Prof. Dr. Christina Gansel
    Sozialer Kontext und Wissenskontext sind über systemtheoretische Erkenntnisse zu sozialen Systemen, die als Referenzen für Kommunikations- und Handlungsbereiche genutzt werden können, fassbar. Die Systemlogik funktionaler Systeme generiert einen (unbewussten) Wissenskontext, der sich in Kommunikation und damit in Texten reproduziert.
  • Dr. Jakob Jünger
    Die Verfügbarkeit von Daten ist eine wesentliche Kontextbedingung wissenschaftlicher Forschung.
  • Prof. Dr. Stephan Kessler
    Ein Kontext ist die Zuordnung von Äußerungen zu und ihre Positionierung in einem Kommunikationsritual.
  • Dr. Jana Kiesendahl
    Webinare erfordern mehrdimensionale Kontextualisierungsverfahren, die einerseits auf die medialen Eigenschaften und andererseits auf die Funktion der kommunikativen Gattung „Webinar“ zurückzuführen sind.
  • Prof. Dr. Holger Kuße
    Bedeutungen werden in der Kommunikation von den Partizipanten erzeugt und sind somit immer auch kontextuell; lexikalische Grund- bzw. Kernbedeutungen sind dadurch aber nicht ausgeschlossen, sondern Mitspieler in der Bedeutungsgenese. Kommunikative Kontexte haben die Funktion von Ausschnittsbildungen für mögliche Bedeutungsinterpretationen im Bedeutungsverstehen.
  • Prof. Dr. Andreas Ohme
    Für das Textverständnis ist allein der Kontext des jeweiligen Lesers ausschlaggebend. In der literaturwissenschaftlichen Analyse hingegen sind unter dem Aspekt des Kontextes drei Bereiche gleichermaßen relevant: Die Entfaltung des Sinnpotenzials eines Textes (also seine Rezeptionsgeschichte), der zeitgenössische historische Kontext eines Textes sowie vor allem das Universum der literarischen Texte insgesamt, vor dessen Hin-tergrund die künstlerische Spezifik des Einzeltex-tes allererst erkennbar wird.
  • Dr. Pavla Schäfer
    Sprachgebrauchsmuster verweisen indexikalisch auf den Kontext ihrer Verwendung. Eine wichtige Schicht des relevanten Kontextes bilden Denkkollektive im Sinne Ludwik Flecks. Somit können Sprachgebrauchsmuster als Indikatoren für Denkkollektive und deren Denkstile interpretiert werden.
  • Jun.-Prof. Dr. Kerstin Thummes
    Die Macht der Kontexte kann nicht durch rationale Diskurse, sondern nur durch eine robuste Streitkultur sichtbar gemacht werden.

Kontakt

Dr. Martha Kuhnhenn
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Ernst-Lohmeyer-Platz 3
Telefon +49 3834 420 3411
martha.kuhnhennuni-greifswaldde
 

Dr. Anastasija Kostiučenko
Institute für Baltistik und Slawistik
Ernst-Lohmyer-Platz 3
Telefon +49 3834 420 3207
anastasija.kostiucenkouni-greifswaldde