Abgeschlossene Projekte

Verbundprojekt Grenzregime – Teilprojekt Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee

Verbundprojekt Grenzregime - Teilprojekt Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee

Förderung:

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Juli 2019 – Februar 2023)

Ministerium für Wissenschaft, Kultur, Bundes- und Europaangelegenheiten des Landes Mecklenburg-Vorpommern (März – Dezember 2023)

 

Das Forschungsprojekt „Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee“ ist Teil des durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojektes „Grenzregime“, das zusammen mit derer Freien Universität Berlin und der Universität Potsdam durchgeführt wird.

Das Teilprojekt an der Universität Greifswald führt Recherchen zu den Opfern des DDR-Grenzregimes an der Ostsee durch. Über die Zahl der bei Fluchtversuchen in der Ostsee ertrunkenen DDR-Flüchtlinge liegen bislang nur unvollständige Angaben vor. Dieses Forschungsprojekt soll diese Lücke schließen. Die Auswertung des in Archiven aus Ost- und Westdeutschland, Dänemark und Schweden überlieferten Schriftgutes, sowie die Befragung von Zeitzeugen erfolgt mit dem Ziel, vor allem die Schicksale und Biographien der bei Fluchtversuchen in der Ostsee ums Leben gekommenen Männer, Frauen und Kinder zu rekonstruieren und zu erinnern.

 

Projektteam

Projektleiter:
Prof. Dr. Hubertus Buchstein

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen:
Henning Hochstein
Dr. Jenny Linek
Merete Peetz
 

 

Kontakt

Prof. Dr. Hubertus Buchstein
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte

Henning Hochstein
Tel.: +49 3834 420 3157

Dr. Jenny Linek
Tel.: +49 3834 420 3157

Merete Peetz
Tel.: +49 3834 420 3163

Veranstaltungen an der Universität Greifswald

4. November 2021
Vortrag "Fatal Escapes Across The Baltic Sea" von Henning Hochstein im Rahmen der Ringvorlesung „Kairos and Crisis - Turning Points in the Baltic Sea Region“, veranstaltet vom Interdisziplinären Forschungszentrum Ostseeraum (IFZO), dem internationales Graduiertenkolleg Ostsee-Peripetien sowie dem Masterprogramm Geschichte und Kultur im Ostseeraum. 

10. Dezember 2020
Online-Filmabend des FSR des IPK: Nach einem kurzen Impulsvortrag von Merete Peetz wurde der Film „Die Flucht“ von Jesper Clemmensen gezeigt. Im Anschluss gab es die Möglichkeit, mit Jesper Clemmensen ins Gespräch zu kommen und Fragen direkt an den Filmemacher zu stellen.

29. Oktober 2020
Online-Vortrag „Gefährliche Wege in die Freiheit. Fluchtversuche aus der DDR über die Ostsee“ von Henning Hochstein und Merete Peetz im Rahmen der Veranstaltungsreihe Familienuniversität der Universität Greifswald

Sommersemester 2020
Online-Seminar mit dem Titel „Todesfälle bei der Flucht über die Ostsee“ im Bereich der empirischen Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Rekonstruktive Sozialforschung von Henning Hochstein und Merete Peetz

7. Januar 2020
Gastvortrag zum Thema Fluchten über die Ostsee im Literaturwissenschaftlichen Seminar „Ostsee erzählen: Reisen, Flucht, Katastrophen“ von Prof. Dr. Eckhardt Schumacher

Vorträge und Diskussionen

27. Februar 2023
Projektvorstellung in der Dokumentations- und Gedenkstätte Rostock von Henning Hochstein, Jenny Linek und Merete Peetz

25. November 2022
Online-Veranstaltung „Tschüß, bis bald. Euer Euch liebender Sohn“. Biografische Einblicke in die Todesfälle bei Fluchten über die Ostsee (1961-1989) mit Jenny Linek im Rahmen der Tage der politischen Bildung MV, organisiert vom Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V.

30. September 2021
Vortrag „Fluchten über die Ostsee (1961-1989)" im Pommerschen Landesmuseum von Jenny Linek und Merete Peetz 

23. September 2021
Online-Veranstaltung „Unvergessen - Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee", welche vom Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V. im Rahmen der Tage der Politischen Bildung ausgerichtet wurde. Jenny Linek berichtete hier in einer Live-Runde vom Projekt, den Schwierigkeiten der Recherche aber auch von den neuesten  Erkenntnissen

18. September 2021
Vortrag „'Staatsgrenze Nord' – Tödliche Fluchten aus der DDR über die Ostsee" von Jenny Linek und Henning Hochstein an der Volkshochschule Rostock

13. August 2021
Vortrag „Ostseefluchten – Gefährliche Wege in die Freiheit“ von Jenny Linek, Henning Hochstein und Merete Peetz im Lübecker Willy-Brandt-Haus anlässlich des 60. Jahrestages des Mauerbaus im Rahmen der Grenzradtour. Durchgeführt durch die Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur, die Landeszentrale für politische Bildung MV sowie den Verein Politische Memoriale MV e.V.

7. November 2020
Merete Peetz wirkte bei einer Gedenkveranstaltung des Menschenrechtszentrums Cottbus e.V. mit. Sie hielt einen Vortrag über das Projekt und nahm an der anschließenden Podiumsdiskussion teil. Zudem arbeitete das Projektteam dem Menschenrechtszentrum für das dortige Mahnmal zu, indem es 15 Namen und dazugehörige Kurzportraits von Personen beisteuerte, die bei dem Versuch, über die Ostsee die DDR zu verlassen, umkamen.

29. Oktober 2020
Online-Vortrag „Gefährliche Wege in die Freiheit. Fluchtversuche aus der DDR über die Ostsee“ von Henning Hochstein und Merete Peetz im Rahmen der Veranstaltungsreihe Familienuniversität der Universität Greifswald

21. September 2020
Online-Veranstaltung „Unvergessen - Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee“ mit Jenny Linek und Henning Hochstein im Rahmen der Tage der Politischen Bildung vom Frauenbildungsnetz Mecklenburg-Vorpommern e.V.

Publikationen

Linek, J./Gerhardt, J./Hochstein, H./Peetz, M.: „Solltet Ihr gezwungen werden, verurteilt ruhig meine Tat.“ Biografische Einblicke in die Todesfälle bei Fluchten über die Ostsee (1961–1989). In: Gerbergasse 18 (2022), H. 3, S. 53-58.

Merete Peetz/Jane Gerhardt/Henning Hochstein/Jenny Linek: Tod in der Ostsee. Das Forschungsprojekt „Todesfälle bei Fluchtversuchen über die Ostsee. In:Zeitgeschichte regional (2022), H. 2.

Das Projekt in den Medien

Dezember 2023

Podcast "Dorf Stadt Kreis" von NDR 1 Radio MV

https://www.ndr.de/radiomv/158-Ueber-die-Ostsee-Toedliche-Flucht-aus-der-DDR,audio1538136.html ()

24. August 2021
Katapult MV

13. August 2021
DPA-Artikel zum Projekt,u.a. in der Süddeutschen Zeitung
DLF Kultur Länderreport

9. August 2021
NDR Nordmagazin

8. August 2021
"Wir Kinder der Mauer – Tod in der Ostsee" (Film von Jesper Clemmensen und Rikke Detlefsen üder das Schicksal der Familie Balzer)

14. Mai 2021
SWR Wissen Magazin

14. Februar 2021
Peene-Blitz

15. Oktober 2020
Bildreicher Bericht in der "SUPERillu"

September 2020
Fakt der Woche "Woran erinnert der Gedenkstein im Ostseebad Boltenhagen?"

29. Juli 2020
Ostseezeitung

Sommersemester 2020
Campus 1456

9. November 2019
Jyllands-Posten (Dänemark)

Juli 2019
Presseerklärung der Universität Greifswald

 

Wann ist ein Like ein Like?

Wann ist ein Like ein Like? Datengenerierende Prozesse in der Online-Kommunikation

Gefördert durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Laufzeit: 2019-2022.

Forschungsfrage: Welche unterschiedlichen Qualitäten, Entstehungskontexte und Prozesse liegen den Beziehungsstrukturen der Online-Kommunikation zu Grunde?

In der Online-Kommunikation steht eine Vielzahl an Möglichkeiten zur Verfügung, kommunikativ miteinander in Beziehung zu treten. Schon immer sind Hyperlinks eine konstituierende Grundlage des World Wide Web. Auf Sozialen Netzwerkseiten kommen Freundes- oder Kontaktlisten hinzu. Darüber hinaus stellen die Bewertung, das Kommentieren und das Weiterleiten von Mitteilungen Beziehungen zwischen verschiedenen Akteuren her. Dabei entstehen Beziehungsmarkierungen, die einerseits funktional in die Plattformen der Online-Kommunikation eingeschrieben sind. Sie resultieren andererseits aus Verhalten und sind in der Folge Orientierung für das Verhalten von Nutzern. Das Projekt nimmt diese Markierungen in zweifacher Hinsicht in den Blick.

Erstens wird die Markierungspraxis selbst in den Blick genommen, um die Vielfalt von Markierungen zu rekonstruieren und zu systematisieren. Denn es ist weitgehend unklar, wie formal identifizierbare Beziehungen (Hyperlinks, Kontakte, Likes etc.) inhaltlich interpretiert werden können. Offenkundig wird dies unter anderem in Fällen, in denen auf Facebook Inhalte wie journalistische Berichte über Gewalt mit „Likes“ markiert werden, ohne dass zwangsläufig ein Gutheißen der Gewalt unterstellt werden kann. Anschließend an Inhaltsanalysen werden im Projekt qualitative Interviews durchgeführt, um die Entstehungsprozesse zu erschließen. Markierungen werden dabei nicht nur aus Sicht der Mitteilenden und Wahrnehmenden analysiert. Durch einen Vergleich verschiedener Pattformen geraten auch die Spezifika der Vermittlungskontexte in den Blick.

Zweitens wird ein methodologisches Problem bearbeitet. Weil aus den Markierungen standardisierte Metriken und Datenstrukturen resultieren, lassen sie sich effizient automatisiert verarbeiten, etwa um in Forschungsprojekten Hyperlink-Netzwerke zu erheben. Hierbei wird unterstellt, dass technische Links eine inhaltliche Beziehung zwischen Akteuren anzeigen. Durch die Kombination automatisierter und interpretativer Verfahren wird im Projekt hinterfragt, unter welchen Bedingungen hieraus valide Aussagen abgeleitet werden können. Mit automatisierten Verfahren erhobene Netzwerkdaten werden dahingehend überprüft, inwiefern sie an das Verhalten von Akteuren rückzubinden sind oder inwiefern sie eine eigenständige Wirklichkeit konstituieren.

Im Ergebnis leistet das Projekt eine kommunikationssoziologische Verortung der Markierung von Beziehungen und eine erkenntnistheoretische Verortung des darauf aufbauenden wissenschaftlichen Erhebungs­prozesses. Diese Verortungen sind notwendig, um die Ausbildung sozialer Beziehungen in soziotechnischen Kontexten zu verstehen. Zudem sind sie Voraussetzung dafür, dass sich automatisierte Verfahren im Methodenarsenal der Sozialwissenschaften etablieren können. Insgesamt trägt das Projekt zur Aufklärung einer Gesellschaft bei, die sich zunehmend auf datengenerierende Prozesse stützt und daraus Bewertungen ableitet.

Kontakt

Projektleiter

Jakob Jünger
Juniorprofessur für Digital Media and Computational Methods
Bispinghof 9-14
Tel.: +49 251 83-21273
jakob.juengeruni-muensterde

When is a Like a Like? Data-Generating Processes in Online Communication

Funded by the German Research Foundation (Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG).
Project period: 2019-2022.

Online communication offers a variety of ways for users to connect with one another. Hyperlinks have been a constituent component of the World Wide Web since its emergence, while on social networking sites, friend or contact lists come into play. In addition, liking, commenting and sharing messages mark relations among actors. These markings are, on one hand, functionally inscribed in online communication platforms. On the other hand, they result from users’ behaviour and subsequently orient other users’ behaviour. This project studies these markings from two perspectives.

First, the practice of marking relations is analysed to reconstruct and systematise the variety of markings. So far, it has been generally unclear how formally identifiable relations (e.g. hyperlinks, contacts and likes) can be interpreted. This lack of clarity becomes obvious in cases in which content such as journalistic reports on violence on Facebook is marked with ‘likes’ without it being possible to assume that every user has a positive attitude towards the violence. After content analyses of messages containing relations qualitative interviews will be conducted to gain insights into the underlying communication processes. In addition to analysing relationship markers from the perspective of the discloser or the recipient, comparing different platforms brings the specifics of the mediation contexts into view.

Second, a methodological problem is addressed. Marking relations results in standardised metrics and data structures, so they can be processed efficiently in an automated manner, for instance, to collect hyperlink networks in research projects. It is commonly assumed that technical links indicate substantive relationships between actors. Through a combination of automated and interpretative methods, this project questions the conditions under which valid statements about relationships can be made. Network data collected by automated methods are examined with interpretive methods to investigate to what extent metrics are still linked to users’ underlying behaviour or constitute a reality on their own.

This project thus provides a communication sociological analysis of relationships in the online world and an epistemological evaluation of the scientific inquiry process. These analyses are needed to understand the formation of social relationships in socio-technical contexts and to establish automated procedures in the social sciences. Overall, the project reflects on a society increasingly reliant on deriving evaluations from data-generating processes.

Contact

Marie-Luise von Berg
Department of Political Science & Communication Studies
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, Room 3.16
Tel.: +49 3834 420 3442
marie-luise.vonberguni-greifswaldde

Jakob Jünger
Department of Political Science & Communication Studies
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, Room 3.16
Tel.: +49 3834 420 3444
jakob.juengeruni-greifswaldde

 

Edition der Gesammelten Schriften von Otto Kirchheimer

Edition der Gesammelten Schriften von Otto Kirchheimer

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektzeitraum: 2015-2018


Otto Kirchheimer – geboren 1905 in Heilbronn und gestorben 1965 in Washington DC – gehört zu einer Gruppe junger deutsch-jüdischer Juristen aus der Weimarer Republik, die erst durch die von ihnen erlebten politischen Ereignisse in der Emigration zu Politikwissenschaftlern wurden und die nach 1945 die westdeutsche Politikwissenschaft stark prägten.

In Kirchheimers facettenreichem wissenschaftlichen Werk spiegeln sich in nahezu einzigartiger Weise die politischen und wissenschaftlichen Erfahrungen und Konflikte der Weimarer Republik, des Nationalsozialismus, des französischen und amerikanischen Exils sowie der Gründungs- und Etablierungsphase der beiden nach 1945 neu entstehenden deutschen Teilstaaten wider. Kirchheimers Beiträge sind zumeist aus konkreten Anlässen entstanden, die in der Summe jedoch nicht thematisch isoliert bleiben, sondern Elemente einer umfassenden Theorie der modernen Staatlichkeit, der Demokratie, des Rechtsstaates, der modernen Verwaltung und der intermediären Organisationen enthalten.

Das mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Projekt einer Herausgabe der ‚Gesammelten Schriften‘ von Otto Kirchheimer an der Universität Greifswald soll die wissenschaftliche Forschungstätigkeit zu Kirchheimer mit der praktischen Editionsarbeit verbinden. Das übergeordnete Ziel des Vorhabens besteht darin, eine Ausgabe der Gesammelten Schriften Kirchheimers in fünf Einzelbänden vorzulegen, welche den heutigen editorischen Standards entspricht. In den Einleitungen sollen die Arbeiten Kirchheimers zudem in ihren jeweiligen zeitgeschichtlichen und ideenpolitischen Kontext eingeordnet und mit Blick auf ihre jeweilige bisherige fachwissenschaftliche Rezeption eingebettet werden. Auf diese Weise sollen Kirchheimers wichtigste Beiträge aus allen politikwissenschaftlichen Arbeitsgebieten der zukünftigen Forschung (in gedruckter und elektronischer Buchfassung) in einer editorisch zuverlässigen Textform zugänglich gemacht werden.

Bis heute ist das wissenschaftliche Interesse am Werk Otto Kirchheimers in mehrfacher Hinsicht ungebrochen: Aus politikwissenschaftlicher Sicht gehört eine Reihe seiner Arbeiten inzwischen zum klassischen Kanon unterschiedlicher Teil- und Forschungsbereiche der Politikwissenschaft (insbesondere Staats- und Demokratietheorie, Parteienforschung, Vergleichende Politikwissenschaft, Internationale Politik sowie Transitionsforschung). Aus juristischer Sicht waren seine verfassungstheoretischen, staatsrechtlichen, rechtsvergleichenden und rechtssoziologischen Beiträge vielfältig inspirierend. In der kriminologischen Devianzforschung regte er posthum in den siebziger und achtziger Jahren die Kritische Kriminologie an. Aus zeitgeschichtlicher Perspektive sind viele seiner Arbeiten als gewichtige Zeugnisse der Jahre 1930 bis 1965 selbst zu Dokumenten der Zeitgeschichte geworden – wie seine Analyse des nationalsozialistischen Deutschlands aus dem amerikanischen Exil, seine Beiträge zum Thema Politische Justiz, seine historischen Forschungen zur Entwicklung des Strafvollzugs oder seine Aufsätze zur Krise der Weimarer Republik. In ideen- und intellektuellengeschichtlicher Perspektive stoßen Kirchheimers Aufsätze und Bücher sowie der daraus resultierende angeregte Disput mit so unterschiedlichen Autoren wie Carl Schmitt, Max Horkheimer oder Franz L. Neumann gerade momentan wieder auf starkes Interesse.

Diese umfangreichen und bis heute vielfältigen Rezeptionsstränge des Werkes von Kirchheimer verdeutlichen, dass Otto Kirchheimer neben Hannah Arendt, Carl Joachim Friedrich, Dolf Sternberger, Eric Voegelin und Ernst Fraenkel zu einem der wenigen unbestrittenen ‚Klassiker‘ der deutschen Politikwissenschaft des 20. Jahrhunderts gehört, von deren Arbeiten für aktuelle wissenschaftliche Debatten weiterhin wichtige Impulse ausgehen.

Seiner betont interdisziplinären Ausrichtung mit dem Einbezug soziologischer, juristischer, philosophischer und historischer Argumente und Argumentationsweisen liegt das Programm einer Politikwissenschaft zugrunde, die immer wieder neu ihre Anschlussfähigkeit an ihre Nachbardisziplinen und die dort diskutierten Probleme sucht.

Projektteam

Projektleiter:
Prof. Dr. Hubertus Buchstein

Wissenschaftliche Mitarbeiter*innen:
Moritz Langfeldt, Lisa Klingsporn, Dr. Jenny Linek

Ehemalige Mitarbeiter*innen:
Henning Hochstein

Studentische Hilfskräfte:
Sophie Friedrich, Moritz Heinrich, Jonas Meyerhof, Hannes Siebert

Ehemalige studentische Hilfskräfte:
Moritz Langfeldt, Merete Peetz, Eike Schmieder

Kontakt

Prof. Dr. Hubertus Buchstein
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Politische Theorie und Ideengeschichte
buchsteiuni-greifswaldde

Politik des ländlichen Raums: Gestaltungsmöglichkeiten und Gestaltungswillen am Beispiel der Agrarpolitik

Politik des ländlichen Raums: Gestaltungsmöglichkeiten und Gestaltungswillen am Beispiel der Agrarpolitik

Förderung: Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur des Landes Mecklenburg-Vorpommern
Projektzeitraum: 2017-2020

 

Kurzfassung

Ländliche Räume sind für die Zukunft der Bundesrepublik Deutschland von zentraler Bedeutung. Hier entscheidet sich, ob und inwieweit die Politik die in Artikel 72 des Grundgesetzes formulierten „gleichwertigen Lebensverhältnisse im Bundesgebiet“ herstellen kann. Hier zeigt sich, ob die etablierten Parteien flächendeckend als Mittlerinnen zwischen Gesellschaft und Staat aktiv sein können. Und hier ist zu sehen, auf welchen Wegen die Gesellschaft sich zukünftig ernähren möchte und wird.

Ziel des Projekts ist es, die Verbindung zwischen den Herausforderungen des ländlichen Raums und staatlichem Handeln nachzuzeichnen. Dies soll entlang von zwei Teilfragen geschehen. Zum einen soll untersucht werden, unter welchen Bedingungen sich bei politischen Akteuren – Parteien, Abgeordnete, Regierungen – bestimmte Sichtweisen auf den ländlichen Raum durchsetzen. Zum anderen sollen Faktoren identifiziert werden, die die Entscheidung für einzelne Lösungsstrategien determinieren. Beides soll anhand der Agrarpolitik in den deutschen Bundesländern herausgearbeitet werden.

Hintergrund

Seit Ende der 1990er Jahre erweiterten verschiedene Reformen der gemeinsamen Agrarpolitik der EU die Spielräume der Nationalstaaten. Dies geschah insbesondere durch die Stärkung der sogenannten „Zweiten Säule“ der GAP zur Entwicklung des ländlichen Raums. Im föderalen System der Bundesrepublik Deutschland erfuhren so auch die Bundesländer einen agrarpolitischen Bedeutungszuwachs, der sich in einer ausgesprochen heterogenen Ausgestaltung der regionalen Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum widerspiegelt. So eröffnet sich Raum und Bedarf für wirtschafts- und sozialwissenschaftliche vergleichende Analysen auf der Ebene der deutschen Bundesländer. Während jedoch insbesondere agrarökonomische Untersuchungen die Auswirkungen der unterschiedlichen Agrarpolitiken für die Bundesländer bereits systematisch und fundiert analysiert haben, fehlt bislang eine systematische politikwissenschaftliche Untersuchung der Ursachen für diese Unterschiede. Ziel des Projektes ist es, diese Forschungslücke zu schließen und so das sozialwissenschaftliche Verständnis für ein ausgesprochen tief und vielschichtig geregeltes Politikfeld substantiell zu erhöhen.

Zielstellung und Inhalt

Das Projekt beleuchtet die Übersetzung der Herausforderungen des ländlichen Raums in staatliches Handeln. Dabei sollen Faktoren identifiziert werden, die die Sichtweisen und das Verhalten politischer Akteure mit Blick auf die Politik des ländlichen Raums beeinflussen. Untersuchungsgegenstand ist die Agrarpolitik in den deutschen Bundesländern, da der Schwerpunkt der Entwicklungsprogramme für den ländlichen Raum (EPLR) eindeutig auf die Förderung des Agrarsektors ausgerichtet ist.

Die Landwirtschaftspolitik in Europa eignet sich zur Analyse, da sie seit den 1950er Jahren als ausgesprochen stark vergemeinschaftetes Politikfeld galt, mit der Stärkung der sogenannten zweiten Säule der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) – der Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums – aber eine substantielle Rückübertragung von Kompetenzen an die Nationalstaaten erfolgte. In Deutschland ist diese Entwicklung verbunden mit einer Vergrößerung der landwirtschaftspolitischen Gestaltungsspielräume der Bundesländer, die – in Abstimmung mit Bund und Europäischer Kommission – für ihr Territorium EPLR erstellen und implementieren. Erkennbar ist, dass diese Programme im Bundesländervergleich erstaunlich heterogen sind.

Das Forschungsvorhaben fragt nach den politikwissenschaftlichen Bestimmungsfaktoren der Unterschiede. Dabei sollen verschiedene Theorien der Staatstätigkeitsforschung berücksichtigt werden. Konkret soll etwa eine empirische Überprüfung des Einflusses der Interessenverbände, der institutionellen Konfigurationen auf Landesebene, der Parteien und des Politikerbes vorgenommen werden.

Das Projekt untersucht die Politik des ländlichen Raums in vier Schritten um ein möglichst vollständiges Verständnis dafür zu erreichen, wie Herausforderungen des ländlichen Raums in staatliches Handeln übersetzt werden. Es analysiert (1) die unterschiedlichen Problemlagen der Bundesländer, die sich etwa aus Unterschieden in der Agrargeschichte und der Agrarstruktur ergeben. Es fragt (2) nach den Positionen der Landesparteien im Politikfeld und untersucht den Einfluss der Interessengruppen. Im Anschluss wird (3) die konkrete Gesetzgebungstätigkeit verglichen, bevor (4) die Politikergebnisse systematisch auf ihre Ursachen hin untersucht werden.

Für die Bestimmung der Parteipositionen und den Vergleich der Politikergebnisse nimmt das Forschungsvorhaben die Unterscheidung zweier Paradigmen zum Ausgangspunkt, die in der sozialwissenschaftlichen Forschung zum Politikfeld vielfach beschrieben und analysiert wurde: das Paradigma des „Produktivismus“ bzw. der „Gerechtigkeit“ und das der „Multifunktionalität“ bzw. „Nachhaltigkeit“.

Im Projekt soll die Verbindung zwischen den Herausforderungen des ländlichen Raums und staatlichem Handeln nachgezeichnet werden. Dabei sollen die bestehenden politikwissenschaftlichen Kenntnisse zum Feld der Politik zur Entwicklung des ländlichen Raums durch systematische Analysen ergänzt werden. Die Rückübertragung der Kompetenzen auf Nationalstaaten bzw. Bundesländer ermöglicht ein vergleichendes Forschungsdesign, welches bisher – zumindest innerhalb Europas – kaum gegeben war. Nun können mittels quantitativer und qualitativer Verfahren der Politikfeldanalyse Akteurskonstellationen und kausale Zusammenhänge in einem Politikfeld aufgedeckt werden, welches durch eine hohe Regelungsdichte und eine ausgesprochen umfangreiche (monetäre) Eingriffstiefe des Staates gekennzeichnet ist. Jenseits des Politikfeldes verspricht das Projekt Erkenntnisgewinne in zwei weiteren aktuellen politikwissenschaftlichen Forschungsbereichen: der Politik im europäischen Mehrebenensystem und dem föderalen System der Bundesrepublik Deutschland.

Projektteam

Prof. Dr. Jochen Müller
Ulrich Hartung

Kontakt

Prof. Dr. Jochen Müller
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Juniorprofessur für Politische Soziologie
jochen.mueller (at) uni-greifswald.de

Wohlfartsstaatliche Politik im erweiterten Europa

Wohlfahrtsstaatliche Politik im erweiterten Europa

Welfare state policy in an expanded Europe

The research project analyses the structure and development of welfare state policy in an expanded Europe. 

Project Website:welfare.uni-greifswald.de

 

Umweltbelastung als globales Phänomen

Umweltbelastung als globales Phänomen

Der Einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umweltbelastung in modernen demokratischen Industriestaaten.


Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektzeitraum: 2002-2012

Forschungsfragen:

Beeinflussen nationale politische Faktoren die Umweltpolitik und Umweltperformanz von OECD Staaten? Oder wird Umweltpolitik und Umweltperformanz allein von sozio-ökonomischen und klimatischen Variablen bestimmt? Welchen Einfluss haben Globalisierung sowie internationale Institutionen?

Forschungsgebiet/ Analysemethoden:

Quantitativer Ländervergleich unter Verwendung gepoolter Zeitreihenanalyse

Kurzbeschreibung:

Obwohl das Policy-Feld Umweltpolitik im Bereich der Vergleichenden Politikwissenschaft von wachsender Bedeutung ist, gibt es bisher wenige systematisch vergleichende Studien, die den Einfluss politischer Faktoren zur Erklärung nationaler Varianz hinsichtlich der Umweltpolitik sowie Umweltperformanz heranziehen. Um diese Forschungslücke zu füllen, analysieren wir den Einfluss nationaler Institutionen und Prozesse auf nationale Umweltpolitik/-performanz von 21 OECD Ländern anhand von Aggregatdatenanalysen für den Zeitraum 1980-2005.

In diesem Projekt untersuchen wir nationale Bemühungen zum Umweltschutz und stützen unsere Untersuchungen dabei auf drei abhängige Variablen. Neben Policy Outputs betrachten wir auch Policy Outcomes und identifizieren darüber hinaus unterschiedliche Entwicklungspfade.

Erstens erfassen wir den nationalen Policy Output und bilden dazu einen zeitvarianten Index. Dieser betrachtet die Anzahl der in einem Land zu einem Zeitpunkt eingeführten Innovationen, darunter fallen sowohl die Errichtung von Institutionen wie Umweltministerien als auch die Verabschiedung von Policies wie Umweltrahmengesetze. Damit reflektiert dieser Index den Grad nationaler umweltpolitischer Innovationen.

Zweitens bilden wir einen Umweltperformanzindex, der auf einem Set an Outcome-Indikatoren basiert. Dieser Umweltperformanzindex berücksichtigt sowohl nationale Umweltbelastungen (Luft, Boden, Wasser) als auch nationale Bemühungen zur Verringerung von Umweltbelastungen z.B. durch Recycling.

Als eine dritte abhängige Variable untersuchen wir Entwicklungspfade der Umweltperformanz und integrieren damit auch programmatische Aspekte von Umweltpolitik in ein analytisches Konzept. So lassen sich (a) produktionistische Staaten identifizieren, die den umweltpolitischen Aspekten nur wenig Aufmerksamkeit widmen, (b) produktionistische Staaten, die umweltpolitisch aktiv sind und (c) umweltpolitisch aktive Staaten, die zudem Elemente einer „grünen Programmatik“ verfolgen.

In diesem Bereich können schon erste empirische Ergebnisse zur Einschätzung der Umweltpolitik der untersuchten 21 OECD-Länder präsentiert werden:

  Relativ negative Umweltperformanz
Relativ positive Umweltperformanz
Produktionistischer Entwicklungspfad
Produktionistischer Entwicklungspfad: Australien, Belgien, Großbritannien, Griechenland, Neuseeland, Norwegen, Irland, Italien, Kanada, Portugal, Spanien, USA
Öko-produktionistischer Entwicklungspfad: Schweden, Schweiz, Japan, Finnland, Frankreich
Ökologischer Entwicklungspfad
  Ökologischer Entwicklungspfad: Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Österreich

 

Die untersuchten unabhängigen Variablen lassen sich in vier Bereiche untergliedern:

Die erste wichtige Variable bildet die Stärke außerparlamentarischer Mobilsierung durch umweltpolitische Bewegungen, die sich positiv auf die nationale Gelegenheitsstruktur zur Einführung umweltpolitischer Gesetzgebung auswirken kann. Zweitens untersuchen wir die parlamentarische Mobilisierung von Umweltthemen. Konkrete Hypothesen in diesem Bereich ergeben sich aus der Parteiendifferenzhypothese sowie der Vetospielertheorie. Insofern die nationale Umweltpolitik zunehmend durch internationale Faktoren beeinflusst wird, werden in unseren Hypothesen und Analysen drittens Einflüsse internationaler Institutionen sowie internationale Diffusionsprozesse berücksichtigt. Schließlich gilt es, insbesondere Einflüsse nationaler klimatischer und sozio-ökonomischer Bedingungen zu kontrollieren.

 


Publikationen


Jahn, Detlef (2009): Globalisierung als Galtonproblem: Regionale und temporale Diffusionsschübe. In: Pickel, Susanne (Hg.): Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft. Neue Entwicklungen und Anwendungen. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., S. 87-112.

Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (2008): Governing a Common Sea. Environmental Policies in the Baltic Sea Region. London: Earthscan.

Jahn, Detlef; Wälti, Sonja (2007): Umweltpolitik und Föderalismus: Zur Klärung eines ambivalenten Zusammenhangs. In: Biermann, Frank; Busch, Per-Olof; Feindt, Peter Henning; Jacob, Klaus (Hg.): Politik und Umwelt. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., S. 262–282.

Jahn, Detlef (2006): Globalization as Galton's Problem: The Missing Link in the Analysis of the Diffusion Patterns in Welfare State Development. In: International Organization, Jg. 60, H. 2, S. 401–431.

Jahn, Detlef (1998): Environmental Performance and Policy Regimes: Explaining Variations in 18 OECD Countries. In: Policy Sciences, Jg. 31, H. 2, S. 107–131.

Arbeitspapiere


Jahn, Detlef (2009): International and Domestic Aspects of the Institutionalization of Environmental Policies in Industrialized Countries. Paper prepared for the 50th Annual Convention of the International Studies Association, New York, USA, February 15-18, 2009. Unveröffentlichtes Manuskript, 2009, Greifswald.

Jahn, Detlef (2008): The Logic of International Diffusion in Environmental Policies. Paper presented at the annual meeting of the ISA's 49th annual convention, bridging multiple divides, Hilton San Francisco, USA, March 26, 2008. Unveröffentlichtes Manuskript, 2008, Greifswald.

Jahn, Detlef (2008): The Politics of Climate Change. Paper prepared for delivery at the 2008 ECPR-Joint Sessions of Workshops in Rennes.

Jahn, Detlef (2008): Die nationale Institutionalisierung der Umweltpolitik in 21 OECD Ländern und den neuen Mitgliedsländern der EU. Unveröffentlichtes Manuskript, 2008, Greifswald.

Jahn, Detlef (2007): Left and Right in Comparative Politics: Bringing Theory Back in. Unveröffentlichtes Manuskript, 2007, Greifswald.

Jahn, Detlef; Welker, Bertram; Daedlow, Katrin (2006): Umweltbelastung als globales Phänomen. Der einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umwetlbelastung in modernen demokratischen Industrienationen.

DFG-Zwischenbericht. Unveröffentlichtes Manuskript, 2006,

Jahn, Detlef (2005): Globalization as Galton's Problem: the Impact on Environmental Pollution over Four Decades. Paper prepared for the ISA-Conference, Honolulu, Hawaii. Unveröffentlichtes Manuskript, 2005, Greifswald.

Jahn, Detlef; Welker, Bertram; Daedlow, Katrin (2004): Umweltbelastung als globales Phänomen. Der Einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umweltbelastung in modernen Industriestaaten. DFG-Zwischenbericht. Unveröffentlichtes Manuskript, 2004.

Daedlow, Katrin (2004): Indexbildung und Messprobleme bei der Anwendung von Umweltdaten in der Aggregatdatenforschung. Unveröffentlichtes Manuskript, 2004, Greifswald.

Jahn, Detlef (2003): Environmental Pollution and Economic Performance in Eastern and Western Europe: Parallels and Differences. ECPR Joint Sessions of Workshops. Edinburgh: 28.März - 4. April. Unveröffentlichtes Manuskript, 2003, Greifswald.

Jahn, Detlef (2003): Patterns of Environmental Performance. Conference on Environmental Policy Integration and Sustainable Development, 19.-20.11.2003, National Europe Center at the Australian National University, Canberra. Unveröffentlichtes Manuskript, 2003, Greifswald.

 

Projektteam

Projektleiter:
Prof. Dr. Detlef Jahn

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Christoph Oberst; Stefanie Korte; ehemals: Katrin Daedlow; Bertram Welker

Studentische Hilfskräfte:
Sebastian Vogt, Lena Masch, Thomas Behm

Kontakt

Prof. Dr. Detlef Jahn
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre
djahnuni-greifswaldde

Parties, Institutions and Preferences (PIP)

Parties, Institutions and Preferences (PIP)

Der PIP-Datensatz liefert detaillierte Informationen zu politischen Parteien, Institutionen (erste und zweite Kammern) und zu den Präferenzen von politischen Akteuren.

 

Downloadbereich: PIP-Datensatz

 

 

Wirkungsweise und Dynamik der Globalisierung: Modellierung von Diffusionsprozessen in hoch entwickelten Industriegesellschaften

Wirkungsweise und Dynamik der Globalisierung: Modellierung von Diffusionsprozessen in hoch entwickelten Industriegesellschaften

Der internationale Einfluss auf die Bereiche Steuer-, Sozial- und Umweltpolitik in den OECD-Ländern von 1960-2009.


Förderung: Fritz Thyssen Stiftung
Projektzeitraum: 2009-2015 (abgeschlossen)

Forschungsfragen:
 
1. In welchem Ausmaß und auf welche Weise sind Globalisierungseffekte in Form von Diffusionsprozessen in hoch industrialisierten Ländern der OECD-Welt im Zeitraum zwischen 1960 und 2009 eingetreten?
2. Welche Formen von Diffusionsprozessen hatten dabei den größten Einfluss auf nationalstaatliche Politiken in den Bereichen Steuern, Soziales und Umwelt?

Forschungsgebiet/ Analysemethoden:

Quantitativer Ländervergleich unter Verwendung gepoolter Zeitreihenanalyse (mit Spatial Lags

Kurzbeschreibung des Projekts:
 
Der internationale Einfluss (Globalisierung) auf die nationale Staatstätigkeit wird anhaltend in der Politik und Politikwissenschaft diskutiert. Wenngleich die Literatur zu diesem Bereich umfangreich ist, besteht ein fundamentales Defizit in systematisch vergleichenden Analysen, die die Globalisierungsprozesse adäquat erfassen. Mit Bezug auf Politikbereiche, die der Internationalisierung im unterschiedlichen Maße ausgesetzt sind, wird anhand einer Aggregatdatenanalyse etablierter hoch entwickelter Demokratien im Untersuchungszeitraum von 1960 bis 2009 untersucht und ermittelt, ob und wenn ja zu welchem Grad und auf welche Weise Globalisierungseffekte unter diesen Ländern eingetreten sind.
 
Um dieses Forschungsziel zu erreichen, wird Globalisierung als ein Diffusionsprozess aufgefasst, der verschiedene Formen annehmen kann. Damit wird eine nuanciertere Aussage über die Einwirkungsmöglichkeiten von Globalisierung auf nationale Staatstätigkeit möglich. Neben der wettbewerbsorientierten Diffusion, der Einflusslogik, die in den meisten aktuellen wissenschaftlichen Arbeiten unterstellt wird, ergeben sich auch andere Kanäle der Globalisierung. Skizzenhaft können diese als Lern- und Nachahmungsprozesse, grenzüberschreitende Ansteckung, oktroyierte Übernahme (Zwang) und Aushöhlung bezeichnet werden. Diese unterschiedlichen Globalisierungskanäle sollen in dem geplanten Projekt für eine Aggregatdatenanalyse konzeptionalisiert und operationalisiert und die Wirkungsweise auf nationalstaatliche Politik in den Politikfeldern Steuer-, Sozial- und Umweltpolitik analysiert werden.


Publikationen und Arbeitspapiere

Jahn, Detlef. 2014. The Diffusion of Party Positions: Policy Positions Moving from the Nordic to the Baltic States. In: Nicholas Aylott (Hg.): Models of Democracy in Nordic and Baltic Europe: Political Institutions and Discourse. London: Ashgate, S. 153–179.
 
Jahn, Detlef; Kuitto, Kati; Düpont, Nils; Stephan, Sebastian. 2014. Uneven responsiveness to diffusion effects? Social policy diffusion within the enlarged European Union (CWED Working Paper, WP 02 - October 2014).
 
Jahn, Detlef. 2015. Diffusion. In: Georg Wenzelburger und Reimut Zohlnhöfer (Hg.): Handbuch Policy-Forschung. Wiesbaden: Springer VS, S. 247–276.
 
Jahn, Detlef; Stephan, Sebastian. 2015. The Problem of Interdependence. In: Dietmar Braun und Martino Maggetti (Hg.): Comparative Politics: Theoretical and Methodological Challenges. Cheltenham: Edward Elgar, S. 14-54.
 
Jahn, Detlef. 2016. Environmental Performance and Politics in Highly Globalized and Industrialized Democracies: The Agenda Setting Power Approach in Comparative Politics. Cambridge: Cambridge University Press. (insbesondere Kapitel 8)

 

Projektteam

Projektleiter:
Prof. Dr. Detlef Jahn

Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Sebastian Stephan, Dipl.-Pol.

Kontakt

Prof. Dr. Detlef Jahn
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre
djahnuni-greifswaldde

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Abschlussbericht

Konsequenzen des Wahlsystemwandels in modernen Demokratien

Konsequenzen des Wahlsystemwandels in modernen Demokratien

Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektzeitraum: 2015-2017

Das Forschungsprojekt befasst sich mit den Auswirkungen von Veränderungen des Wahlsystems auf Parteiensysteme, politische Repräsentation und Wahlbeteiligung.


Consequences of Electoral System Change in Modern Democracies

Projektwebsite:effectsofelectoralsystemchange.jimdo.com

 

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