Fachbereich Kommunikationswissenschaft

Seit 1998 wurden in Greifswald kommunikationswissenschaftliche Studiengänge durch das Institut für Deutsche Philologie angeboten. Das Fach wird seit 2003 durch den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft (Prof. Dr. Klaus Beck), ab 2012 durch den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Organisations-kommunikation (Prof. Dr. Kerstin Thummes) sowie ab 2023 durch den Lehrstuhl für Kommunikationswissenschaft mit dem Schwerpunkt Kommunikationsethik (Prof. Dr. Stefanie Averbeck-Lietz) vertreten. Insgesamt forschen und lehren rund fünzehn Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. In den kommunikationswissenschaft-lichen Studiengängen studieren insgesamt etwa 450 Studierende.

Die Kommunikationswissenschaft untersucht aus geistes- und sozialwissenschaft-licher Sicht alle Formen menschlicher Kommunikation von der direkten sprachlichen Kommunikation unter Anwesenden über die medial vermittelte bis hin zur öffent-lichen Kommunikation. Es geht also im Unterschied zur Publizistik- oder Medien-wissenschaft weder um „die Medien“ oder „den Journalismus“, sondern den sozialen Prozess der Kommunikation. Dabei interessieren die sozialen Bedingungen, Kontexte und Folgen von Kommunikation in sozialen Beziehungen, Gruppen, Organisationen und der Gesellschaft insgesamt (Eckpunkte für das Selbstverständnis der Kommunikations- und Medienwissenschaft).

Das Studium kann in Greifswald mit dem Bachelor of Arts Kommunikations-wissenschaft abgeschlossen werden. Wir bieten außerdem den Master of Arts Organisationskommunikation und den Master of Arts Sprache und Kommunikation mit den Studienschwerpunkt Kommunikations- bzw. Sprachwissenschaft an.

Kontakt

Fachbereich Kommunikationswissenschaft
Ernst-Lohmeyer-Platz 3, 3. OG
17487 Greifswald
Tel.: +49 3834 420 3402
kowisekruni-greifswaldde


Neuerscheinung 2023

mit dem Beitrag von Martha Kuhnhenn: Wie die Kommuni-kationswissenschaft nach Greifswald kam (Textauszug S. 11-12)

Abstract: Die Greifswalder Kommunikationswissenschaft ist aus Bestrebungen der Germanistischen Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald entstanden. Das sprachwissenschaftliche Erbe zeigt sich bis heute in den Studienprogrammen, wobei sich in den letzten Jahren die Schwerpunkte in Forschung und Lehre der Greifswalder Kommunikationswissenschaft deutlich ausdifferenziert haben. Der vorliegende Beitrag arbeitet die Hintergründe und Rahmenbedingungen zur Einführung und Etablierung des Faches Kommunikationswissenschaft an der Universität Greifswald auf, der Schwerpunkt dieses Beitrags liegt dabei auf der institutionellen Verankerung des Fachbereichs sowie auf den Entwicklungen kommunikationswissenschaftlicher Studienprogramme an der Universität Greifswald.

1. Die Geschichte der Greifswalder Kommunikationswissenschaft – ein erster Überblick
Die Beschäftigung mit der eigenen (Fach-)Geschichte ist in der Kommunikations-wissenschaft im Vergleich zu anderen Fächern weniger stark und weniger offensichtlich ausgeprägt (vgl. Meyen/Löblich 2004: 7). Dabei ist die Aufarbeitung der eigenen Fachgeschichte eine wertvolle Ressource sowohl für das
Selbstverständnis und die Ausrichtung eines Faches als auch für die Erklärung möglicher Schwerpunktsetzungen eines Faches, und zwar auf nationaler Ebene sowie auch bezüglicher einzelner Organisationen. Der vorliegende Beitrag richtet den Blick auf die Geschichte des Faches Kommunikationswissenschaft an der Universität Greifswald. Dass dieser Beitrag in der Festschrift für Christina Gansel erscheint, ist mit dem Verdienst von Christina Gansel für die Greifswalder Kommunikations-wissenschaft begründet: Christina Gansel war maßgeblich an der frühen inhaltlichen Gestaltung und praktischen Umsetzung des Fachs Kommunikationswissenschaft an der Greifswalder Universität beteiligt. Der vorliegende Beitrag skizziert die Hintergründe für die Einrichtung dieses Faches in Greifswald, gibt Einblicke in die ersten kommunikationswissenschaftlichen Studienprogramme in Greifswald und will über eine bloße Beschreibung hinausgehend Erklärungen für die fachlichen Schwerpunkte der Greifswalder Kommunikationswissenschaft geben. Vorwegnehmend kann an dieser Stelle bereits gesagt werden, dass sowohl die beteiligten Akteure als auch das spezifische Umfeld der Universität Greifswald die hiesige Kommunikationswissenschaft geformt haben. Dies ist freilich wenig verwunderlich, denn »Wissenschaft wird nicht nur von Personen gemacht, sondern auch in Institutionen.« (Meyen/Löblich 2004: 12).
Die institutionelle Einbettung der Greifswalder Kommunikationswissenschaft ist deutschlandweit einmalig, sowohl in ihrer aktuellen Gestalt als auch in ihrer Historie. Mittlerweile bildet die Kommunikationswissenschaft gemeinsam mit der Politik-wissenschaft das Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Greifswald, was Stand 2022 das einzige Institut dieser Art in Deutschland ist (vgl. IPK 2022a). Erwachsen ist die hiesige Kommunikationswissenschaft aus der Germanistischen Sprachwissenschaft. Die Gründung der Kommunikationswissen-schaft in ihrer heutigen Form an der Universität Greifswald geht auf die Initiative des ehemaligen Professors für Germanistische Sprachwissenschaft und Dekan der Philosophischen Fakultät, Jürgen Erich Schmidt, zurück. Jürgen Erich Schmidt war von 1995 bis 2000 Professor für Germanistische Sprachwissenschaft an der Universität Greifswald und von 1996 bis 1998 war er Dekan der Philosophischen Fakultät (vgl. Dekanat PHF 2022). Bevor Jürgen Erich Schmidt nach Greifswald berufen wurde, war er Hochschuldozent an der Johannes Gutenberg-Mainz; von dort brachte er Erfahrungen und Beobachtungen mit, die ausschlaggebende Impulse für die Etablierung des Faches Kommunikationswissenschaft in Greifswald waren. Neben diesen Impulsen gingen die inhaltlichen Schwerpunktsetzungen und Akzentuierungen von den damaligen zentralen Akteuren in der Germanistischen Sprachwissenschaft aus – dies war neben Jürgen Erich Schmidt vor allem Christina Gansel. Ihr Hintergrund in der Germanistischen Sprachwissenschaft gibt der Greifswalder Kommunikationswissenschaft bis heute ihr spezielles Profil mit Schwerpunkten in der interpersonalen Kommunikation und Rhetorik. Im Vergleich zu anderen kommunikationswissenschaftlichen Instituten in Deutschland ist dieses Profil recht einzigartig.