Umweltbelastung als globales Phänomen
Der Einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umweltbelastung in modernen demokratischen Industriestaaten.
Förderung: Deutsche Forschungsgemeinschaft
Projektzeitraum: 2002-2012
Forschungsfragen:
Beeinflussen nationale politische Faktoren die Umweltpolitik und Umweltperformanz von OECD Staaten? Oder wird Umweltpolitik und Umweltperformanz allein von sozio-ökonomischen und klimatischen Variablen bestimmt? Welchen Einfluss haben Globalisierung sowie internationale Institutionen?
Forschungsgebiet/ Analysemethoden:
Quantitativer Ländervergleich unter Verwendung gepoolter Zeitreihenanalyse
Kurzbeschreibung:
Obwohl das Policy-Feld Umweltpolitik im Bereich der Vergleichenden Politikwissenschaft von wachsender Bedeutung ist, gibt es bisher wenige systematisch vergleichende Studien, die den Einfluss politischer Faktoren zur Erklärung nationaler Varianz hinsichtlich der Umweltpolitik sowie Umweltperformanz heranziehen. Um diese Forschungslücke zu füllen, analysieren wir den Einfluss nationaler Institutionen und Prozesse auf nationale Umweltpolitik/-performanz von 21 OECD Ländern anhand von Aggregatdatenanalysen für den Zeitraum 1980-2005.
In diesem Projekt untersuchen wir nationale Bemühungen zum Umweltschutz und stützen unsere Untersuchungen dabei auf drei abhängige Variablen. Neben Policy Outputs betrachten wir auch Policy Outcomes und identifizieren darüber hinaus unterschiedliche Entwicklungspfade.
Erstens erfassen wir den nationalen Policy Output und bilden dazu einen zeitvarianten Index. Dieser betrachtet die Anzahl der in einem Land zu einem Zeitpunkt eingeführten Innovationen, darunter fallen sowohl die Errichtung von Institutionen wie Umweltministerien als auch die Verabschiedung von Policies wie Umweltrahmengesetze. Damit reflektiert dieser Index den Grad nationaler umweltpolitischer Innovationen.
Zweitens bilden wir einen Umweltperformanzindex, der auf einem Set an Outcome-Indikatoren basiert. Dieser Umweltperformanzindex berücksichtigt sowohl nationale Umweltbelastungen (Luft, Boden, Wasser) als auch nationale Bemühungen zur Verringerung von Umweltbelastungen z.B. durch Recycling.
Als eine dritte abhängige Variable untersuchen wir Entwicklungspfade der Umweltperformanz und integrieren damit auch programmatische Aspekte von Umweltpolitik in ein analytisches Konzept. So lassen sich (a) produktionistische Staaten identifizieren, die den umweltpolitischen Aspekten nur wenig Aufmerksamkeit widmen, (b) produktionistische Staaten, die umweltpolitisch aktiv sind und (c) umweltpolitisch aktive Staaten, die zudem Elemente einer „grünen Programmatik“ verfolgen.
In diesem Bereich können schon erste empirische Ergebnisse zur Einschätzung der Umweltpolitik der untersuchten 21 OECD-Länder präsentiert werden:
Relativ negative Umweltperformanz |
Relativ positive Umweltperformanz | |
Produktionistischer Entwicklungspfad |
Produktionistischer Entwicklungspfad: Australien, Belgien, Großbritannien, Griechenland, Neuseeland, Norwegen, Irland, Italien, Kanada, Portugal, Spanien, USA |
Öko-produktionistischer Entwicklungspfad: Schweden, Schweiz, Japan, Finnland, Frankreich |
Ökologischer Entwicklungspfad |
Ökologischer Entwicklungspfad: Niederlanden, Dänemark, Deutschland, Österreich |
Die untersuchten unabhängigen Variablen lassen sich in vier Bereiche untergliedern:
Die erste wichtige Variable bildet die Stärke außerparlamentarischer Mobilsierung durch umweltpolitische Bewegungen, die sich positiv auf die nationale Gelegenheitsstruktur zur Einführung umweltpolitischer Gesetzgebung auswirken kann. Zweitens untersuchen wir die parlamentarische Mobilisierung von Umweltthemen. Konkrete Hypothesen in diesem Bereich ergeben sich aus der Parteiendifferenzhypothese sowie der Vetospielertheorie. Insofern die nationale Umweltpolitik zunehmend durch internationale Faktoren beeinflusst wird, werden in unseren Hypothesen und Analysen drittens Einflüsse internationaler Institutionen sowie internationale Diffusionsprozesse berücksichtigt. Schließlich gilt es, insbesondere Einflüsse nationaler klimatischer und sozio-ökonomischer Bedingungen zu kontrollieren.
Publikationen
Jahn, Detlef (2009): Globalisierung als Galtonproblem: Regionale und temporale Diffusionsschübe. In: Pickel, Susanne (Hg.): Methoden der vergleichenden Politik- und Sozialwissenschaft. Neue Entwicklungen und Anwendungen. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., S. 87-112.
Joas, Marko; Jahn, Detlef; Kern, Kristine (2008): Governing a Common Sea. Environmental Policies in the Baltic Sea Region. London: Earthscan.
Jahn, Detlef; Wälti, Sonja (2007): Umweltpolitik und Föderalismus: Zur Klärung eines ambivalenten Zusammenhangs. In: Biermann, Frank; Busch, Per-Olof; Feindt, Peter Henning; Jacob, Klaus (Hg.): Politik und Umwelt. 1. Aufl. Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., S. 262–282.
Jahn, Detlef (2006): Globalization as Galton's Problem: The Missing Link in the Analysis of the Diffusion Patterns in Welfare State Development. In: International Organization, Jg. 60, H. 2, S. 401–431.
Jahn, Detlef (1998): Environmental Performance and Policy Regimes: Explaining Variations in 18 OECD Countries. In: Policy Sciences, Jg. 31, H. 2, S. 107–131.
Arbeitspapiere
Jahn, Detlef (2009): International and Domestic Aspects of the Institutionalization of Environmental Policies in Industrialized Countries. Paper prepared for the 50th Annual Convention of the International Studies Association, New York, USA, February 15-18, 2009. Unveröffentlichtes Manuskript, 2009, Greifswald.
Jahn, Detlef (2008): The Logic of International Diffusion in Environmental Policies. Paper presented at the annual meeting of the ISA's 49th annual convention, bridging multiple divides, Hilton San Francisco, USA, March 26, 2008. Unveröffentlichtes Manuskript, 2008, Greifswald.
Jahn, Detlef (2008): The Politics of Climate Change. Paper prepared for delivery at the 2008 ECPR-Joint Sessions of Workshops in Rennes.
Jahn, Detlef (2008): Die nationale Institutionalisierung der Umweltpolitik in 21 OECD Ländern und den neuen Mitgliedsländern der EU. Unveröffentlichtes Manuskript, 2008, Greifswald.
Jahn, Detlef (2007): Left and Right in Comparative Politics: Bringing Theory Back in. Unveröffentlichtes Manuskript, 2007, Greifswald.
Jahn, Detlef; Welker, Bertram; Daedlow, Katrin (2006): Umweltbelastung als globales Phänomen. Der einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umwetlbelastung in modernen demokratischen Industrienationen.
DFG-Zwischenbericht. Unveröffentlichtes Manuskript, 2006,
Jahn, Detlef (2005): Globalization as Galton's Problem: the Impact on Environmental Pollution over Four Decades. Paper prepared for the ISA-Conference, Honolulu, Hawaii. Unveröffentlichtes Manuskript, 2005, Greifswald.
Jahn, Detlef; Welker, Bertram; Daedlow, Katrin (2004): Umweltbelastung als globales Phänomen. Der Einfluss politischer Faktoren auf die Reduzierung der Umweltbelastung in modernen Industriestaaten. DFG-Zwischenbericht. Unveröffentlichtes Manuskript, 2004.
Daedlow, Katrin (2004): Indexbildung und Messprobleme bei der Anwendung von Umweltdaten in der Aggregatdatenforschung. Unveröffentlichtes Manuskript, 2004, Greifswald.
Jahn, Detlef (2003): Environmental Pollution and Economic Performance in Eastern and Western Europe: Parallels and Differences. ECPR Joint Sessions of Workshops. Edinburgh: 28.März - 4. April. Unveröffentlichtes Manuskript, 2003, Greifswald.
Jahn, Detlef (2003): Patterns of Environmental Performance. Conference on Environmental Policy Integration and Sustainable Development, 19.-20.11.2003, National Europe Center at the Australian National University, Canberra. Unveröffentlichtes Manuskript, 2003, Greifswald.
Projektteam
Projektleiter:
Prof. Dr. Detlef Jahn
Wissenschaftliche Mitarbeiter:
Christoph Oberst; Stefanie Korte; ehemals: Katrin Daedlow; Bertram Welker
Studentische Hilfskräfte:
Sebastian Vogt, Lena Masch, Thomas Behm
Kontakt
Prof. Dr. Detlef Jahn
Institut für Politik- und Kommunikationswissenschaft
Lehrstuhl für Vergleichende Regierungslehre
djahnuni-greifswaldde